Tödliche Gefahr vom Dach

Schramberg – Immer mehr Gebäude werden mit Photovoltaikanlagen ausgerüstet. Denn Solarstrom zu produzieren ist ein lukratives Geschäft, das der Staat finanziell kräftig unterstützt. Doch die Anlagen bergen auch eine Gefahr: Im Brandfall kann die Feuerwehr nicht wie gewohnt löschen. Denn die Anlagen produzieren weiter Strom – und wer mit einem Modul in Berührung kommt, riskiert einen lebensgefährlichen Stromschlag.

Auch die Schramberger Feuerwehr hat sich mit dieser aktuellen Problematik bereits beschäftigt. „Die Sicherheit unserer Helfer hat immer oberste Priorität“, unterstreicht Talstadt-Kommandantin Annette Melvin. Man werde natürlich weiterhin versuchen, ein brennendes Gebäude schnellstmöglich zu löschen – auch wenn eine Photovoltaikanlage auf dem Dach montiert ist. „Aber wir müssen vorsichtiger vorgehen und können die Dachhaut nicht wie sonst öffnen.“ Bei einem Feuer versuchen die freiwilligen Helfer bisher, über die Drehleiter auch von oben an den Brandherd vorzudringen. Dazu werden in der Regel die Dachziegel entfernt, um darunter liegende Feuerstellen gezielt zu bekämpfen. So kann man den Strahl direkt auf das Feuer richten.

Wenn sich auf dem Dach eine PV-Anlage befindet, ist dies allerdings nicht möglich. „Dann müssen wir einen Sicherheitsabstand von etwa zehn Metern zum Gebäude einhalten und können nur aus dieser Entfernung die Flammen bekämpfen“, unterstreicht die Kommandantin. „Dann sollte normalerweise nichts mehr passieren.“ Auch wenn nicht so gezielt gelöscht werden kann, lässt sich durch das Wasser doch eine Kühlung erreichen. Annette Melvin weiß von Versuchen, die Module mit Löschschaum abzudecken und dadurch die Stromproduktion zu unterbinden. Doch diese sind fehl geschlagen, denn auf der glatten Oberfläche bleibt der Schaum nicht haften.

Eine Photovoltaikanlage steht also permanent unter Spannung – und das mit bis zu 1000 Volt. Wenn ein Feuerwehrmann damit in Berührung kommt, kann er an einem elektrischen Schlag sterben. Deshalb fordern einige Feuerwehren bereits, dass man zum Schutz ihrer Helfer die Gleichspannung auf maximal 120 Volt begrenzt. Mehrere Firmen in Deutschland suchen bereits nach Möglichkeiten, wie die Gefahr gebannt werden könnten. Ein Unternehmen aus Freiberg am Neckar hat eine Lösung auf den Markt gebracht, die mehr Sicherheit bringt. Das System der SolarConsult AG vermeidet grundsätzlich eine lebensgefährliche Spannung auf der PV-Anlage. Anders als bei Solarstromanlagen üblich werden dabei nicht zahlreiche Module in einem Strang verschaltet, deren elektrische Spannung sich dann auf bis zu 1000 Volt summiert. „Bei unserer Methode werden lediglich zwei Photovoltaikmodule miteinander verbunden und direkt an den Wechselrichter angeschlossen. Die Gesamtspannung liegt deshalb nur bei 70 Volt“, sagt Geschäftsführer Marten Zotner. „Und das ist für den Menschen ungefährlich.“ Daneben hat diese Lösung noch weitere Vorteile, zum Beispiel ein grundsätzlich geringeres Brandrisiko und langfristig höhere Erträge.

Dass die Schramberger Feuerwehr Gebäude mit Solaranlagen kontrolliert abbrennen lässt, wie dies andernorts bereits der Fall war, ist laut Annette Melvin nicht geplant. „Wir haben das Thema intern bereits diskutiert und auch Empfehlungen vom Landesfeuerwehrverband erhalten. Danach richten wir uns.“ Bislang ist das Szenario für die freiwilligen Helfer aus Schramberg zum Glück nur Theorie, sie mussten noch nie zu einem Gebäudebrand mit einer Photovoltaik-Anlage ausrücken.

Es gibt aber auch andere Beispiele – etwa aus Ostfriesland: In Schwerinsdorf ließ die Feuerwehr ein Einfamilienhaus kontrolliert abbrennen, und in Rösrath (Nordrhein-Westfalen) hatte ein Feuerwehrmann einen so starken Stromschlag erlitten, dass er im Krankenhaus behandelt werden musste. Denn PV-Anlagen können nicht einfach abgeschaltet werden. Man kann sie im Brandfall zwar über einen Schalter am Wechselrichten vom Netz nehmen, die Module auf dem Dach erzeugen aber weiterhin Strom und schicken diesen durch die Leitungen im Gebäude. „Schon das Mondlicht oder Scheinwerfer der Feuerwehr bei einem Einsatz reichen aus, damit die gefährliche Hochspannung entsteht“, weiß Annette Melvin. „Von direkter Sonneneinstrahlung ganz zu schweigen.“

 


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